Konflikte konstruktiv angehen – das lohnt sich!
Konflikte gibt es immer und überall, wo Menschen zusammen leben – das ist ganz normal!
Und doch gehören Konflikte oft nicht so selbstverständlich zu unserem Alltag. Vielmehr werden sie in der Regel als lästig, unangenehm und störend empfunden, und wir sind froh, wenn wir nicht näher damit konfrontiert sind.
Für die an einem Konflikt Beteiligten stellen sich oft nur die folgenden Fragen: Warten wir zu, bis sich das Ganze von selbst erledigt hat? Versuchen wir, gemeinsam eine Lösung zu finden, nötigenfalls mit einem Machtwort? Sollen wir externe rechtliche Unterstützung holen oder gar zum Gericht gehen, damit dieses den Fall verbindlich entscheide? Alternativen dazu fehlen meist.
Dabei steht viel auf dem Spiel – gerade im wirtschaftlichen und öffentlichen Bereich, denn sowohl ungelöste Konflikte als auch rechtliche Auseinandersetzungen kosten in der Regel viel Zeit, Geld und Energie. Das trifft nicht nur für Wirtschaftskonflikte zwischen Unternehmen, Institutionen oder Geschäftspartnern zu. Auch innerbetriebliche Konflikte binden des öftern einen erheblichen Teil der Leistungskraft einer Organisation oder können die weitere Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten ernsthaft in Frage stellen. Ebenso können Projekte, ob gross oder klein, durch Auseinandersetzungen verzögert oder gar für lange Zeit blockiert werden. Dies alles belastet nicht nur die beteiligten Unternehmen und Organisationen, sondern auch die direkt involvierten Personen.
Die konstruktive Bewältigung von Konflikten sowie die Fähigkeit, krisenhafte Situationen frühzeitig als solche zu erkennen und professionell und kompetent zu steuern, gehören daher wohl zu den grossen und bedeutenden Herausforderungen unserer Zeit.
Mediation – erprobte Konfliktlösung im Alltag
Mediation ist ein wirksames und erprobtes Verfahren zur einvernehmlichen Lösung von Konflikten unter der Leitung einer aussenstehenden neutralen Drittperson mit professioneller Ausbildung.
Sie ist neuerdings auch gesetzlich verankert, so z.B. in der neuen ZPO, im VwVG, im JStG etc.
Der Mediator / die Mediatorin leitet das Verfahren und unterstützt die Parteien darin, eigenverantwortlich eine zukunftsorientierte und verbindliche Lösung ihres Konflikts zu finden. Inhaltlich hat die Mediationsperson keine Entscheidbefugnis, ist also nicht (Schieds-)RichterIn.
Vielmehr fördert sie durch gezielte Interventionen die Kommunikation, die Kooperation sowie das gegenseitige Verständnis zwischen den Konfliktbeteiligten.
Die Konfliktparteien nehmen freiwillig am Mediationsverfahren teil und behalten ihre Autonomie und Selbstbestimmung in der Sache. Das Verfahren ist klar strukturiert und gliedert sich in mehrere Phasen.
Im Zentrum steht nicht die Frage nach Schuld oder Unschuld, sondern die gemeinsame Erarbeitung einer zukunftsorientierten, tragfähigen Regelung im Hinblick auf eine dauerhafte Konfliktbewältigung. Dieses Ziel kann am ehesten erreicht werden, wenn es gelingt, die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Konfliktparteien möglichst umfassend zu berücksichtigen und vorhandene Ressourcen zum Vorteil aller zu nutzen.
Der in der Mediation angestrebte Verständigungsprozess ermöglicht somit Wertschöpfung statt Werteteilung und schafft Raum für kreative Lösungen, bei welchen beide Seiten als Gewinner hervorgehen können.
Mediation leistet durch die Art des Vorgehens gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer lösungsorientierten Konfliktkultur zwischen den Beteiligten.
Professionelles Mediations-Know-how und viele Arbeitsinstrumente dieser Methode können auch in alltäglichen Situationen sowohl im beruflichen wie auch im privaten Bereich nutzbringend und in präventivem Sinne eingesetzt werden.
Mediation in der Wirtschaft
In der Wirtschaft wird Mediation eingesetzt bei Streitigkeiten zwischen Unternehmen, seien das Vertragspartner, Kunden oder Konkurrenten. Weitere Anwendungsgebiete sind Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Gründung, Umwandlung, Sanierung oder Übernahme von Unternehmen, Streitigkeiten im Rahmen einer Unternehmensnachfolge (speziell bei Familiengesellschaften) sowie Konflikte mit Verbänden oder Sozialpartnern. Dabei kann es um die verschiedensten Sachbereiche gehen, wie z.B. um vertragliche Auseinandersetzungen, urheberrechtliche Streitigkeiten, Probleme bei langfristigen Verträgen oder Grossprojekten (etwa im Bauwesen oder im EDV-Bereich), um haftpflicht- oder versicherungsrechtliche Streitfälle oder um verbandsrechtliche Konflikte.
Mediation in der Arbeitswelt
Ein anderer wichtiger Anwendungsbereich von Mediation sind Auseinandersetzungen innerhalb eines Betriebs, einer Verwaltung oder einer Institution. Dabei kann es sich um Konflikte zwischen einzelnen MitarbeiterInnen, um Streitigkeiten im Team oder mit Vorgesetzten handeln. Mediation wird ebenfalls eingesetzt bei Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Abteilungen oder etwa zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung, aber auch bei Konflikten innerhalb der Direktion, der Geschäftsleitung oder im Verwaltungsrat. In der Arbeitswelt ist eine einvernehmliche Konfliktlösung von besonderer Bedeutung, da in der Regel nur auf diese Weise wieder eine befriedigende Zusammenarbeit ermöglicht wird.
Mediation im öffentlichen Bereich
Von Mediation im öffentlichen Bereich spricht man, wenn mindestens eine der Parteien eine öffentliche Institution ist und/oder der Konfliktgegenstand im Gebiet des öffentlichen Rechts liegt. Darunter fallen etwa Konflikte im Zusammenhang mit Umweltaspekten wie Abgase, Lärm, Strahlung, Beeinträchtigung eines Schutzgebietes oder des Landschaftsbildes sowie Konflikte bezüglich Infrastrukturanlagen wie Strassen, Eisenbahnen, Flughäfen, Abfallverbrennungsanlagen etc. Dazu gehören aber auch Streitfälle im öffentlichen Baurecht, im Vormundschaftswesen, im Gesundheits- und Sozialversicherungsbereich.